Nun habe ich eine Entscheidung
getroffen.
So das Projekt bewilligt wird,
werde ich ab dem 1. Oktober, langsam über das "Hamburger Modell"
einsteigend, Angehörige von Menschen mit Behinderung(en) beraten. Es geht dabei
um Einstiegsberatung, bei der die Angehörigen über die in der Region
vorhandenen Angebote zur Betreuung, Begleitung, Förderung, beruflichen
Integration, Vermögensverwaltung und andere Dienste mehr für behinderte
Menschen informiert und dorthin vermittelt werden sollen. Ich werde also eine
Art Schaltstellenfunktion wahrnehmen.
Entsprechend wird es auch zu
meinen Aufgaben gehören, Kontakte zu diesen Angeboten und Diensten
vorzubereiten, selbst Kooperationen mit diesen aufzubauen und zu pflegen, Hilfestellung bei erforderlichen Beantragungen
zu leisten, Netzwerk- und Kooperationsarbeit zu initiieren und fortzuführen, später auch Weiterbildungen
zu organisieren bzw. vorzuhalten.
Das Ganze erfordert fundierte
rechtliche und strukturelle Kenntnisse in einem für mich bislang nahezu
gänzlich unbekannten Bereich. Mein Wiedereinstieg ins Berufsleben wird also ein
Neubeginn sein, einer der sehr herausfordernd sein wird. Ich werde zunächst
viel lesen, recherchieren, mich bilden (lassen) und Besuche bei potenziellen
und notwendigen Partnern machen müssen.
Und: Ich, der ich doch gar keine
Vorkenntnisse für den neuen Bereich habe, soll nun in 1 1/2 Wochen das
inhaltliche Konzept für das Projekt erarbeiten. Hier von zu Hause aus. - Damit,
sofern das Projekt, das allerdings langfristig angelegt werden soll, die eigentliche
Arbeit nach dreimonatigem Vorlauf ab dem 1. Januar 2016 schrittweise anlaufen
kann.
Im Rahmen von
"Freiräumen" soll und kann ich, über meinen neuen Hauptaufgabenbereich
hinaus gehend, neu eingestiegenen
Migrationsberatern innerhalb meiner "Firma" und im Kontext des
Verbandes inhaltliche Hilfestellungen geben, durch Seminare und
"Beratungen für Berater" in unterschiedlichen Kontexten, auch zu besonders
verzwickten "Fällen".
Soweit und solange das
realisierbar ist, soll und darf ich also mein bisheriges Fachwissen, ohne
selbst unmittelbar Klientenberatung zu machen, noch "pflegen" und
weitergeben. Die Erfahrungen und Investitionen, die ich in über 23 Jahren
erworben und getätigt habe, sind damit nicht von heute auf morgen nutzlos. -
Auch ein Ehrenamt in diesem Bereich werde ich, solange ich mir das zutraue,
weiter bekleiden.
Soweit die Planungen, soweit auch
die Absprache gestern mit dem neuen Geschäftsführer meines Arbeitgebers.
Ich warte nun auf die Mail mit
dem vorgegebenen "Konzeptgerüst", und dann muss, soll, darf ich
loslegen.
In meinem Inneren herrscht bei
aller Vorfreude, bei aller Dankbarkeit dafür, dass ich meinen alten
Arbeitsbereich ganz weitgehend verlassen kann, nun eine große, beständige
Anspannung, ein immenser Druck. Wegen dem Konzept, für das ich so wenig Zeit
habe und letztlich keinerlei Vorkenntnisse. Es ist, es wird meine erste große
Bewährungsprobe, das spüre ich, eine Bewährungsprobe für meine ganze Person ...
*
Der Tag vorgestern in der
Landeshauptstadt mit dem Treffen mit meinen beiden bisherigen Kolleginnen dort
und das anschließende "Klinikrevival" waren schön und wichtig. Aber
hinterher war ich auch sehr erschöpft.
Ich glaube Inge ging es ebenso.
Ich kann sie ein bisschen LESEN inzwischen. Sie kämpft so sehr, aber gesund
wird sie nie mehr werden. Das hat man ihr schon in der Klinik gesagt. Ihr
Krankheits- und Beschwerdebild ist sehr komplex und verfestigt, und an
Beschwerden sind allein in den knapp vier Monaten seit ihrer Entlassung schon
wieder zwei neue, von denen eine wiederum kaum reparabel sein dürfte,
hinzugekommen. - Sie ist so ein wundervoller Mensch, warum und von wem wird sie
bloß immer noch mehr und immer noch schwerer beladen?
*
Am Wochenende werden wir einen
Tag in Rostock sein. Wir werden uns, wenn das Wetter mitspielt im dortigen Zoo
mit einer Freundin und deren Pflegetochter treffen. Die Kleine ist ein
Wirbelwind mit 50.000 Volt. Am nächsten Tag soll es dann letztmals vor unserem
Urlaub zu meinem Vater gehen - zum ersten Mal wird jene Frau dabei sein, mit
der er nun schon seit langem wirklich befreundet ist. Beide unternehmen sehr
viel miteinander, verbringen viel Zeit zusammen, stützen und unterstützen sich
gegenseitig.
Ich freue mich auf die Begegnung
mit ihr, bin aber auch ziemlich gespannt. Ich freue mich unsagbar für meinen
Vater, dass er nach dem Tod von Mutter noch einmal einen so guten, ihn
sichtlich belebenden "Anschluss" gefunden hat. Aber ich sehe halt
auch immer noch unsere Mutter an seiner Seite.
Beide Besuche werden also in
gewisser Weise auch Herausforderungen sein. Ich empfinde sie auch insoweit so,
dass in meinem Hinterkopf jetzt schon eine Uhr tickt. Die des Termins für das
Projektkonzept ...
Selbst mit Blick auf einen
Besuch, den ich, den wir hoffentlich (noch steht es nicht fest) bekommen
werden, dann, etwa in der letzten Woche vor unserem Urlaub. Auf den freue ich
mich ganz, ganz doll. Da würde ein Mensch kommen, den ich wirklich ins Herz
geschlossen habe, mit dem ich mir schon so lange wieder einmal von Angesicht zu
Angesicht zu reden wünsche und gemeinsam etwas zu unternehmen.
*
Es steht also allerhand an in den
nächsten 2 1/2 Wochen was Pflichtiges, unbedingt zu Erledigendes und
Nichtpflichtiges, darunter vieles, was eigentlich Ausgleich, Freude,
Entspannung verheißt, betrifft. So viel, wie es in einer so kurzen Zeit schon sehr,
sehr lange nicht mehr für mich gegeben hat.
Da heißt es Balance zu finden und
zu halten. Die Balance, die wohl das Leben ausmacht. Ich muss erst wieder
lernen zu balancieren ...
Lieber Schweitzer,
AntwortenLöschenda fängst du ja an ins kalte Wasser zu springen. Genau zu dem Zeitpunkt, zu dem ich das mit meiner neuen Stelle auch tun werde. Da wird einiges auf uns zu kommen. Sicher wird das nicht einfach und wir müssen uns ganz bestimmt erst einmal einarbeiten, einfinden, hineinwachsen. Aber so eine neue Herausforderung ist vielleicht auch ganz nett. Ich denke wir schaffen das schon. Nur nichts überstürzen (:
Da hast du ja wirklich einiges vor in nächster Zeit. Das das Treffen mit deinem Vater und seiner neuen Freundin sicherlich komisch sein wird, dass kann ich mir gut denken. Diese Situation hatte ich bei meinem Opa, aber ich muss sagen: Meine Stiefoma ist eine wundervolle, liebenswerte Person, auch wenn sie meine Oma natürlich nicht ersetzen kann. Ich hoffe, dass du die neue Freundin deines Vaters auch ein bisschen ins Herz schließen kannst, zumal sie deinen Vater ja sehr zu unterstützen scheint.
Ich wünsch dir viel Kraft für die nächsten Tage und ganz viele wunderbare Momente.
Liebste Grüße!
Dass ich mit etwas Neuem beginnen kann, dass ich überhaupt so ein Angebot bekommen habe (es gab ja sogar noch ein Weiteres), nicht ins alte Fahrwasser zurück muss, das freut mich sehr. Allerdings ist es auch ein ganz komisches Gefühl, es ist alles so viel, so unbekannt und kommt nun so schnell näher.
AntwortenLöschenWas wird Deine neue Stelle ausmachen? Was wird sich verändern, was wird neu sein? Und für Dich beginnt sie auch genau am 01.10.?
Da werde ich manches Mal an Dich denken, noch mehr als jetzt: eine Freundin, die "Leidensgenossin" ist, ich glaube, das schenkt mir irgendwie Kraft.
*
Die Freundin meines Vaters haben wir schon einmal gesehen, aber nur kurz, sozusagen auf einen Händedruck. Er kannte sie schon flücjhtig noch aus seiner Kinder/Jugendzeit, denn er ist ja nach dem Tod meiner Mutter quasi in die unmittelbare Region seiner Kindheit zurückgekehrt.
Das hat ihm so gut getan. Und ich bewudnere ihn, wie er lebt, wie rege er ist, auch geistig, und ich gönne es ihm von ganzem Herzen, dass er nach dem schlimmen Schlag als meine Mutter starb, in seinem doch schon hohen Alter (er ist jetz über 86 Jahre alt) noch einmal Lebensmut und Lebensfreude gefunden hat.
Mein Vater ist ein großartiger Mensch!
Dankeschön für Deinen wundertbaren Wunsch. Ich bin so froh, dass Du mir "treu geblieben" bist. Darf ich Dich einmal virtuell umarmen?
Dir auch liebste Grüße!
Mich freut es sehr, dass du mit etwas neuem beginnen kannst. Auch wenn das immer eine Herausforderung sein wird. :)
LöschenJa, genau zum 01.10. Da werde ich mit Sicherheit auch öfter an dich denken. Ich bleibe zwar in der Klinik, in der ich jetzt arbeite, aber ich werde dann freizeitpädagogische Angebote anbieten. Interessantes Arbeitsfeld, aber eben keine stationsarbeit. Mal sehen, wie glücklich ist damit werde. Gerade mit der Öffentlichkeitsarbeit, die ich dann wohl viel machen muss. :o
Vielleicht können wir uns ja dann noch einmal ausführlicher austauschen. Im gleichen Feld sind wir ja so oder so. :)
Ich umarme dich gern virtuell zurück und sende dir die besten Grüße!
Hi ;)
AntwortenLöschenDankeschön für all deine lieben Worte und vor allem Dankeschön, dass ich hier sein darf, weil ich mich hier in deinen Gedanken wohlfühle. Ja, ich mag sehr gern hier lesen und schreiben.
Weißt du, ein Neustart ist nie einfach. Aber es sind ja großartige Neuigkeiten und Dinge, die vor dir liegen. Du kannst dir sicher sein, ich werde dir ganz viel Mut und Kraft und Daumendrücken schicken, dass es ein ganz klein wenig leichter wird.
Eine ganz schöne und wichtige Arbeit liegt vor dir. Lass dich durch den Termin nicht unter Druck setzen, geh es ganz ruhig an und ganz wichtig, mit Freude! Manchmal hilft es auch, noch nicht so ganz weit nach vorn zu denken, sondern mehr von Tag zu Tag in kleinen Schritten, den großen Überblick aber dennoch nicht ganz aus den Augen lassen.
Ich wünsche dir so viel Glück für deine neue Arbeit und begleite dich hier gern.
Das ist so wunderschön, dass du deinen Vater so magst und so wird es dir auch leichter fallen, zu verstehen, dass er eine Freundin hat. Deine Mutter bleibt immer deine Mutter, auch wenn sie nicht mehr da ist und du hast sie im Herzen und dein Vater ganz sicher auch. Um so mehr ist es aber auch schön, dass es jemanden gibt, der bei ihm ist, damit er nicht allein sein muss, denn allein sein ist so schwer, das weiß ich nur zu gut. Freue dich für ihn und mit ihm und habt schöne Stunden gemeinsam.
So schön, dass du dich im Zoo triffst mit einer lieben Freundin und deren Tochter. Im Zoo ist es immer ganz wunderbar. Ich war schon viel zu lange nicht mehr in einem Zoo. Das sollte ich mir auch einmal vornehmen.
Du hast so schöne Ziele vor dir, auch in deinem Urlaub. Ich freue mich sehr mit dir über all das und wünsche dir so sehr, dass es aufbauende Stunden für dich sein werden.
Geh alles langsam an und ruhig. Du wirst die Balance finden und du schaffst es. Ich schicke dir ganz viel Halt. Hab einen schönen Sommertag und lächle viel, dann lächle ich auch, Arjana.
Lieben Dank für Deine Worte, Dein Anteil nehmen. -
LöschenDas mit der Balnce wird sehr schwer.
Greade hat es mich ziemlich aus der Bahn geworfen. Da reicht für mich so ein Brief von der Krankenkasse, freilich hatte der keinen guten Inhalt. Habe zwar so viel Courage gefunden, dort gleich anzurufen, es war auch eine ganz freundliche Sachbearbeierin da, die Verständnis signalisiert hat, aber doch nichts machen oder gar ändern konnte. Und so muss ich nun doch wieder schreiben, betteln, hoffen. Und im schlimmsten Fall auch noch irgendwelche Anträge stellen.
Ich spüre, wie mich das anspannt, panisch macht - und ich habe doch sowieso schon nicht viel Zeit. Das Konzept ist doch so wichtig ...
Viele liebe Grüße an Dich!
Jetzt war mein Eintrag fort. Nun, ich habe Geduld und versuche es noch einmal zu schreiben.
LöschenIch weiß, dass es schwer ist mit der Balance und allem, weil ich auch diesen Druck vor mir habe und meine Arbeit im August beginnt und weil es auch Momente gibt, die mich belasten. Ich weiß auch, wenn irgendetwas kommt, dass einen versucht aus der Bahn zu werfen, wie sich das anfühlt. Ich mag dir das gern abnehmen, dir Mut machen. Bleib ruhig und auf dem Weg. Atme tief durch und entspanne dich, dann gehst du es an, wenn nötig, nur wenn nötig auch einen kleinen Schritt zurück und schreibe, besser geh gleich nach vorn, auf jeden Fall dann geh nach vorn und du wirst spüren, es wird ein großer Schritt sein für dich.
Denke nicht zu sehr an die Zeit, geh es langsam und konzentriert an, ordne dich erst einmal. Und lass dich nicht gleich entmutigen, wenn etwas nicht gleich so gelingt, beginne neu. Es wird dir nach und nach gelingen, weil du dich auch darauf freust, diese Arbeit zu beginnen. Ich würde so gern mehr tun können. Aber ich bin da. Ich denke an dich und du kannst mir auch jederzeit schreiben, wenn du magst.
Arjana
Hallo Schweitzer,
AntwortenLöschenda Springsteen du mit vollem Anlauf ins kalte Wasser...pass auf dich auf!springe nicht kopfüber es könnte ziemlich schmerzhaft werden.packe in Ruhe all deine kraft zusammen um dann langsam Schritt für Schritt.Treppe für Treppe ins kühle nass zu gehen. Wir Stachelbeeren haben mal wieder gemerkt dass der Sprung kopfüber ins kalte nass gar nicht gut ist.wir sind hart mit dem Kopf aufgeschlagen und sind nun wieder im geschützten Rahmen um unsere schmerzen zu verarbeiten.
Ganz liebe grüße
Paula von den stachelbeeren
Ach, ist das toll, dass Du hier vorbei geschaut hast, so schnell, und dann auch noch einen Kommentar, einen Wunsch, einen Gruß, hiergelassen hast.
AntwortenLöschenVielen lieben Dank, all das kommt gerade zur rechten Zeit, weil ich soeben einen sehr frustrierenden und mich in heftigste Unruhe stürzenden Brief von meiner Krankenkasse bekommen habe. Ausgerechnet jetzt, wo sowieso schon so vieles auf mich einströmt! Nun muss ich mich damit auch noch quälen, Brief oder Mail schicken, in Ungewissheit warten ... bin gerade total durcheinander ...
Ach, das sind ja traurige Nachrichten von Dir. Andererseits bin ich froh, dass Du erst einmal wieder geschützt bist. Ja, Deine Schmerzen, das ist so schlimm - wenn das nur so ginge, ein paar wenigstens würde ich davon auf meine Schultern laden und weit von Dir weg tragen, ganz weit weg, weg für immer!
Du weißt ja: Du bist und bleibst in meinem Herzen!
Dir auch nur ganz liebe Grüße und davon ganz viele!